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Produkt- und Technikbewertung für InvestorenWie überlebt Ihr Tech-Team den Merger und wächst sogar daran?
Autor: Thomas Kasemir
Wenn Private Equity-Firmen (PE) in Softwareunternehmen investieren, steht längst nicht mehr nur das klassische Finanzprofil im Vordergrund. Technologie und Produktstrategie sind zu entscheidenden Werttreibern, und gleichzeitig zu potenziellen Risikofaktoren, geworden. Die zentrale Frage lautet deshalb nicht mehr nur: Lohnt sich das Investment?Sondern, ist das Produkt tragfähig? Ist es skalierbar? Und passt die Technik zur Wachstumsstrategie?
In meiner Rolle als IT-Berater mit technischem und strategischem Fokus begleite ich regelmäßig Technologie-Assessments im M&A-Umfeld, sowohl auf Käufer- als auch auf Verkäuferseite. Dabei zeigt sich: Viele Investoren haben ein gutes Gespür für KPIs und Marktpotenziale, unterschätzen aber die Wechselwirkung von Technologie, Produkt und Organisation. Genau hier setzt eine fundierte Produkt- und Technikbewertung an.
Warum ist die Technikbewertung so entscheidend?
Software ist der skalierende Kern des Geschäftsmodells ist. Und weil technische Schulden, unklare Produktstrategien oder isolierte Teams erhebliche Verzögerungen und Wertverluste im Portfolio verursachen können.
Zugleich bietet ein technologisch gut aufgestelltes Unternehmen enorme Chancen: Schnellere Time-to-Market, höhere Kundenzufriedenheit, Innovationsvorsprung und reduzierte Betriebsrisiken. Doch all das erkennt man nicht durch das Überfliegen eines Architekturdiagramms.
Was PE-Firmen wirklich wissen wollen (und sollten)
1. Ist das Produkt tragfähig und marktgerecht?
Die zentrale Frage ist, ob das Produkt ein echtes Problem der Kunden lösen kann, heute und morgen? Bewertet werden sollten:
- Produkt-Markt-Fit: Wird ein skalierbares, differenziertes Problem gelöst?
- Kundenbindung und Nutzung: Wie aktiv wird das Produkt genutzt? Gibt es Metriken wie Retention, NPS oder Engagement?
- Produktstrategie: Ist klar, wohin sich das Produkt in den nächsten 2–3 Jahren entwickeln soll und warum?
Die Produktstrategie sollte eine logische Ableitung aus der Firmen Vision sein und die Geschäftsstrategie unterstützen. Die Produkt-Teams sollten in einem gegebenen Rahmen eigenverantwortlich agieren können.
2. Ist die Technologie skalierbar und wartbar?
Hier geht es um den berühmten „Technologie-Fit“, nicht nur zur heutigen Situation, sondern vor allem in Hinblick auf geplantes Wachstum. Wichtige Fragen sind:
- Ist die Architektur modular und skalierbar (z. B. Microservices, API-first, Cloud-native)?
- Gibt es automatisierte CI/CD-Pipelines, Testabdeckung und Deployment-Maturity?
- Wie groß ist die technische Schuld und wie gut ist sie dokumentiert?
Eine modern wirkende Oberfläche täuscht oft über ein monolithisches Backend hinweg, das für internationale Skalierung kaum gerüstet ist.
3. Wie effizient arbeitet das Tech-Team wirklich?
Teamqualität schlägt Toolqualität. Investoren müssen verstehen, wie produktiv und strukturiert das Entwicklungsteam arbeitet. Zu prüfen sind:
- Teamstruktur, Verantwortlichkeiten und Senioritätslevel
- Agile Reife: Gibt es echte iterative Entwicklung oder nur Schein-Agilität?
- Kommunikation und Entscheidungswege im Produktentwicklungsprozess
Auch die Fluktuation und Abhängigkeit von einzelnen „Schlüsselpersonen“ ist ein kritischer Faktor.
4. Wie stark ist die Verzahnung von Produkt und Technik?
In erfolgreichen SaaS- oder Plattformmodellen agieren Product und Engineering nicht nebeneinander, sondern gemeinsam. Bewertet werden sollte:
- Rollenverteilung: Gibt es klare Verantwortlichkeiten zwischen PM, PO und Engineering?
- Discovery-Methoden: Wird Kundenfeedback aktiv genutzt? Gibt es Hypothesen-getriebenes Vorgehen?
- Roadmap-Steuerung: Ist diese datenbasiert, strategisch und abgestimmt?
Wenn das Produktmanagement und die Roadmap nur vom Sales oder der Geschäftsführung getrieben wird, droht eine lose Feature-Kette statt echter Vision und echter Market-Fit.
5. Welche Risiken und Potenziale schlummern unter der Oberfläche?
Hier beginnt der wahre Wert der technischen Due Diligence: Nicht nur Symptome zu beschreiben, sondern strategische Implikationen und Handlungsoptionen zu formulieren. Typische Themen sind:
- Welche Maßnahmen sind für Skalierung nötig (z.B. Architekturumbau oder Teamvergrößerung) ?
- Welche Synergien oder Risiken ergeben sich in einem PMI-Szenario?
- Welche Quick-Wins und langfristigen Chancen bestehen zur Wertsteigerung?
Gemeinsam mit dem Investor können Berater der F&P konkrete Handlungspfade aufzeigen und diese nicht nur bewerten, sondern hands-on umsetzen.
Fazit: Technikbewertung ist mehr als ein Risiko-Check
Produkt- und Technikanalyse darf nicht in einem isolierten Audit enden. Sie ist eine strategische Standortbestimmung und ein entscheidender Faktor für Investitionssicherheit und Wachstumschancen.
PE-Firmen, die das früh erkennen und sich mit den richtigen Experten umgeben, treffen bessere Entscheidungen – und können ihren Portfoliofirmen aktiv zum Erfolg verhelfen.
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