Von Elmar R. Gorich / Dipl.-Bw. / MBA

Der Vertrieb ist ein wichtiger Teil des unternehmerischen Erfolges und in jedem Fall ein Garant für Unternehmenswachstum. Zu beobachten ist oft, dass der Vertrieb in der Regel ein Imageproblem hat. Insbesondere bei produzierenden Unternehmen.

Damit nicht genug – Branchen verändern sich. Geschäftsmodelle, die über viele Jahre und Jahrzehnte gut funktioniert haben, bringen plötzlich nicht mehr den gewünschten Erfolg. Deckungsbeiträge lassen sich in der erwarteten Höhe nicht mehr realisieren. Plötzlich steht der Vertrieb unter noch stärkerer Beobachtung. Der Druck auf den einzelnen Verkäufer, die Verkäuferin, erhöht sich. Das Marketing entwickelt neue Strategien, der Vertrieb arbeitet sich an verändertem Kaufverhalten und neuen Anforderungen der Kunden ab – der Umsatz sinkt, trotz aller Anstrengungen.

Die technischen Entwicklungen schreiten unaufhaltsam und immer schneller voran. Das Management erkennt die Notwendigkeit zu handeln – nur wo beginnen?

Teure Berater ins Haus holen? Der Empfehlung zu „neuem Denken“ folgen und Risiken eingehen?

Heute ist der langsamste Tag Ihres Lebens!

In allen Bereichen des Lebens erleben wir eine extreme Beschleunigung, da ist auch der Vertrieb keine Ausnahme. Viele Vertriebler erkennen, dass die Informationsflut, die täglich zu verarbeiten ist, nicht mehr sinnvoll und professionell verarbeitet werden kann. Es braucht Disziplin und eine extrem gute Eigenorganisation, um dringliches von wichtigem zu trennen – Mut zur Lücke ist oft die einzige Konsequenz, um nicht in der Informationsflut zu ertrinken.

Hier helfen die neuen Werkzeuge, die die Digitalisierung uns Vertrieblern bietet. Neben einem konsequent genutzten CRM-System bieten künstliche Intelligenz, Big Data, E-Commerce und Social Media Selling neue Themenbereiche, die  entscheidende Vorteile bei der professionellen Vertriebsarbeit bieten – sofern kundenorientiert eingesetzt.

Nicht die administrativen zeitlichen Aufwände entscheiden über den Verkaufserfolg, sondern die persönliche Kundenbeziehung. Keine neue Erkenntnis – aber wie viel Zeit wird in Vertriebsorganisationen immer noch mit administrativen Tätigkeiten vergeudet, anstatt vor Ort beim Kunden im persönlichen Gespräch zu überzeugen?

Wir sehen an den beeindruckenden Steigerungsraten beim E-Commerce, von mehr als 20% p.a. (Statista.com), wie sich der Vertrieb verändert. Kunden (B2C) informieren sich vor einer Kaufentscheidung im Netz, lesen Bewertungen und wählen bequem Produkte per Click – was nicht gefällt, wird kostenlos retourniert – so ändert sich das Einkaufsverhalten der modernen Konsumenten, sehr zum Leid des stationären Handels. Der Handel ist so gezwungen, sein Geschäftsmodell zunehmend hybrid zu betreiben, wenn er keine Umsatzeinbußen hinnehmen will, oder gar existenzbedrohende Situationen vermeiden möchte.

Kunden erwarten ein umfassendes Angebot, egal in welcher Branche. Empfehlungen und Konfiguratoren, einfach zu bedienen, geben auch dem im Umgang mit Computern ungeübten potentiellen Konsumenten die Möglichkeit, intuitiv sein Wunschprodukt zu finden, zu konfigurieren und zu bestellen.

  • Die Konsumenten informieren sich in Foren über die Qualität von Produkten, in Vergleichsportalen über die Preiswürdigkeit von Angeboten.
  • Über Twitter & Instagram werden Angebote bewertet und es werden Informationen ausgetauscht.
  • B2B und B2C verschmilzt!
  • Was Privatkunden bei GOOGLE und AMAZON erleben wird als Erwartung auf das B2B-Geschäft übertragen!
Quelle: Meffert & Meffert, EINS ODER NULL, S 24 – 27
  • Die Digitalisierung revolutioniert den Kundenkontakt! (z.B. Thermondo / 864% Wachstum p.a.)

Was für eine schöne einfache und moderne Welt!

Zukunft denken und neue Geschäftsmodelle entwickeln.

Aus diesen neuen Möglichkeiten für den Konsumenten ergibt sich für den Anbieter die Notwendigkeit, das bisher erfolgreiche Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen und neu zu denken.

Der Service und die einfachen Prozesse im B2C-Geschäft werden auch vom B2B-Segment erwartet – der Trend geht, wie Meffert & Meffert in ihrem Buch (Eins oder Null) ausführen, zu einer Verschmelzung von B2C und B2B.

Verkäufer, die immer noch als „sprechende Prospekte“ bei ihren Kunden Produkte verkaufen wollen, sind „out“!

Kunden schätzen heute „Typen“ – Vertriebler mit neuen Ideen, auf „Ballhöhe“ mit den modernen Trends, inspirierende Gesprächspartner, die nach-, vor- und querdenken können und Nutzen aus der Sicht des Entscheiders darstellen – der klassische Verkaufsprozess wird zur Beratung. Modern gesprochen, der Verkäufer mutiert zum Advisor.

Um Augenhöhe mit dem Entscheider herzustellen, braucht es hohe Kompetenz, Empathie für die Situation und vor allen Dingen unternehmerisches Denken und argumentieren.

Branchenwissen und psychologisches Einfühlungsvermögen als Kernkompetenz!

Das erfordert ein völlig neues Skill-Set im Vertrieb – Ausbildung, Training und permanente Weiterbildung in Eigeninitiative prägen den TOP-Vertriebler der Zukunft.

Was gestern noch funktioniert hat, funktioniert heute schon nicht mehr und wird morgen erst recht die Generation „Y“ nicht mehr überzeugen.

Jeder, der heute im Vertrieb tätig ist, muss sich eine einzige Frage stellen: „Kann ich meine Geschäfte in 2 Jahren noch so machen, wie bisher?“

Was also ist zu tun?

Klassische Vertriebstrainings bringen nichts!

Noch immer wer